Mittwoch, 3. November 2010

Beliebt oder Blamabel? - Ausländer in Japan

Diese Frage habe ich mir zumindest schon oft in Japan gestellt, denn das Bild eines Ausländers in Japan wird nach Art und Typ (des Japaners und des Ausländers) unterschiedlich wahrgenommen.

Einerseits wären da zum Beispiel die Populärmedien. Nichtjapanische Models sind in den Straßen auf fast jedem zweiten Modeplakat abgebildet, und auch im Fernsehen kann man einige von ihnen in den Werbespots erblicken. Schöne, große Augen und hellere (nicht schwarze) Haare und Augen gelten auch im fernen Osten als derzeitiges Ideal für Schönheit, was "Westler" wiederum für diese Jobs geradezu prädestiniert. Und da muss es in Japan keine überteuerte Heidi oder Naomi sein. Hauptsache schön "westlich".


Brillenwerbung 1: Schön, mondän und westlich. Trage Brille und sei fremdländisch! Zumindest ist das die Aussage, welche ich aus diesem Spot ziehe.

Trifft ein Japaner aber im realen Leben auf einen (nicht japanisch aussehenden) Ausländer, so gibt es ebenfalls einige Dinge, welche man beachten sollte, um Missverständnisse zu meiden:

Zu allererst sollte man beispielsweise als Fremder davon ausgehen, dass einige Japaner eher ungern mit (noch fremden) Ausländern reden wollen. Das nun aber NICHT im Sinne von Fremdenfeindlichkeit, sondern eher aus der Befürchtung heraus, dass ihr Englisch nicht gut genug sein könnte (was ab und an auch zutrifft), und sie sich und ihren Gesprächspartner blamieren. Sollte man etwas Japanisch - sei es auch nur "sumimasen" (Entschuldigung) - sprechen können, so kann man zumindest schon einmal das Eis bei der Kontaktaufnahme etwas brechen.

Nebenbei bekommt man für ein banales "Guten Tag" auf japanisch auch schon einmal ein "Sie sind aber gut in Japanisch" als Kompliment erwidert. Unterschwellig steht nämlich noch immer die Devise, dass man als Ausländer wahrscheinlich schwer ist Japanisch zu sprechen, zu verstehen oder zu lernen, und dass der kleinste Fetzen an Japanisch schon lobenswert ist.
Wie es halt mit dieser Fremdsprache ist: DAS "perfekte"Japanisch ist nur SEHR SCHWER zu erlernen, und ein Japaner erkennt die Unterschiede zwischen "Muttersprache" und "gelernt" recht gut. Ein absolut perfekt Japanisch sprechender Ausländer ist sogar schon ein wenig suspekt.

Zusammen mit dem ersten Absatz habe ich folgenden Schluss gezogen: Die schönen Ausländer kommen zwar in die Modezeitschriften und ins Fernsehen. Kann man aber dazu noch perfektes Japanisch, so ist man gleich viel sympathischer. Ein schöner Mensch ist zwar erstrebenswert, aber solange man nicht mit ihnen kommunizieren kann, bleibt man lieber auf Distanz.
Daher sind auch viele Halbjapaner in den Riegen der japanischen Promis zu finden, welche neben den westlichen Zügen auch noch die japanische Muttersprache beherrschen.


Brillenwerbung 02: Die Dame im Spot heißt Becky (bekkii) und ist eine Halbjapanerin mit einem britischen Vater.

Geht es allerdings um auslandsbezogene Themen (etwa: internationale Wochen bei Bürgerkette "XY"), so werden auch einmal gerne die Fremdländer vor die Kamera geschoben und zum Sprechen gebracht. Natürlich nicht auf japanisch und nach Bedarf auch mit Klischees.
In einem Land wo man eher Wert auf Zurückhaltung legt, kann man als lockerer Ausländer schon einmal hervorstechen. Das spiegelt sich auch in einigen Spots wieder:


Wem das Verhalten des Mannes ein wenig suspekt vorkommen sollte, der ist nicht allein. Ob nun die japanischen Werbestrategien an einem Ausländer etwas komisch wirken, oder ob es ein Ausländerbild von Japanern ist, sei als Frage für alle in den Raum gestellt.

Bei allen vorhandenen Hemmungen von Japanern, gibt es aber auch noch die andere Seite. Denn viele Japaner interessieren sich auch für das Ausland und würden beispielsweise gerne einmal nach Deutschland oder in andere europäische Länder reisen. Und wenn sie dann Erfahrungen mit anderen Kulturen sammeln konnten, so sind sie auch etwas aufgeschlossener gegenüber Fremden.
So kann es nämlich auch einmal vorkommen, dass man in der Bahn urplötzlich von jemandem auf englisch oder deutsch angesprochen wird, und aus heiterem Himmel über sein Heimatland ausgefragt wird.


Soweit von mir.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen