Samstag, 28. Februar 2009

Freier Tag? Von wegen!!!

(Samstag 28. Februar)

Er war da! Der Tag, der mir schon seit meiner Ankunft in Japan immer wieder Nacken saß und mich piesackte. Der Tag des TOEFL-Tests. Für alle, die wissen wollen, was TOEFL ist, und was ich damit zu tun habe, erläutere ich mal kurz.

Aaaaaalso: Da ich eventuell im September dieses Jahres wieder nach Japan fliegen werde (für ein Jahr), muss ich mich an der Sophia Universität, an der ich dann studiere, einschreiben. Damit ich an dieser japanischen Uni auch Japanisch lernen darf, muss ich beweisen, dass ich gut in Englisch bin (fragt mich nicht warum). Und hier kommt der TOEFL ins Spiel. Als international anerkannter Test, ist er ideal dazu geeignet sich im Idealfall eine Bescheinigung für gutes Englisch zu besorgen. Im schlechtesten Fall (quasi: Durchfall), hat man umsonst die Gebühr von 170 Dollar bezahlt und geht mit schlechter Laune nach Hause.

Den Test musste ich in Japan machen, weil damals der nächstbeste Termin in Deutschland am Tag meiner Abreise nach Japan gewesen wäre. Und nach Japan konnte ich ihn nicht machen, da dann die Anmeldefrist schon fast abgelaufen wäre. Also musste ich in Japan zur "Yokohama National University" fahren.

Ich bin dann also gegen 6:00 Uhr aufgestanden, und habe meine Cornflakes geknuspert, während ich dem Wetterbericht zuschaute. Zumindest wird es nicht regnen. Gegen 7:00 machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof in Hiyoshi. Für den Test durfte ich nichts weiter mitnehmen, als meine wichtigsten Papiere (laut der Hinweismail vom TOEFL). Nicht einmal Stift, Papier und Wörterbuch oder Kamera. Gegen 7:45 kam ich dann am Bahnhof in Yokohama an und setzte mich in die Buslinie 202.

Da mir schon vor einer Weile erklärt wurde, wie ich zum Ort des Geschehens gelangen konnte, habe ich auch wenig bedenken gehabt... Aber da war ein Haken: Die Bushaltestellen waren auf Japanisch ausgewiesen. Dummerweise konnte ich mir nur die Umschrift und die Aussprache der Haltestelle merken, an der ich raus musste. Also habe ich während der ganzen Fahrt gelauscht, dass die besagte Haltestelle ausgerufen wurde. Leider machte der Bus recht viel Krach und dann war ich auch schon wieder am Bahnhof von Yokohama (Haltestelle verpasst). Damit mir so eine Extrarunde nicht noch einmal passiert, habe ich eine Passantin nach dem Weg gefragt. Und Glücklicherweise musste sich auch den TOEFL Test machen! Sie hieß Yukari (Japanerin) und machte den Test, weil sie an einer Universität in den USA studieren wollte.

Gemeinsam fuhren wir los und dieses Mal klappte es auch mit dem Aussteigen. Dann gingen wir gefühlte drei Kilometer durch das Gelände der Uni, bis wir endlich den Prüfungsort erreichten. Yukari musste in ein anderes Gebäude als ich, daher trennten sich unsere Wege.

Am Eingang des Hauses musste ich erst einmal meine Schuhe gegen Latschen eintauschen, welche mir mindestens fünf Nummern zu klein waren. Dann nahm ich ein Klemmbrett mit der Nummer "A-5" und unterschrieb die Einverständniserklärung. Dann musste ich kurz warten bis meine Nummer (5) aufgerufen wurde und dann begann der Test... Leider hatte ich keine Zeit, mehr um noch einmal die Keramikabteilung zu besuchen. Ich wurde in einen Raum mit ca. 40 Computern geführt. Dann wurden die Dokumente geprüft und mit der Kamera ein kleines Bild geknipst. Danach hat man mich vor einen der PCs gesetzt, an dem ich so schnell nicht mehr wegkommen konnte.

Der Test war in vier Teile gegliedert: Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben. Am meisten machte der Hörteil Spaß, da sich die Themen um Biologie, Psychologie, usw... drehten, bei denen ich fast vergaß, dass das immerhin noch eine Prüfungsaufgabe und keine Dokumentation ist, die ich da hörte. Die Situation im Raum erinnerte mich zwangsläufig an "Massenabfertigung". Alle schrieben den Test im selben Raum. Es gab einige merkwürdige Augenblicke, in denen plötzlich jemand vor seinem Rechner Selbstgespräche führte, da er beim mündlichen Teil angelangt war. Auch ich musste etwas ins Mikro quasseln. Komisches Gefühl mit seinem Test zu sprechen...

Nach vier Stunden war ich sowohl physisch, als auch psychisch fertig. Dann kam aber zusammen mit der Sonne die Erleichterung, dass dieser Test nun hinter mir liegt. Diese wurde auch dann nicht getrübt, als ich mich auf dem riesigen Gelände der Universität kurz verlaufen habe (das war aber auch ein Gehege!). Da die Leute vom TOEFL scheinbar geiziger, als die vom IELTS*, hatte ich auch Hunger bekommen und gönnte mir, als ich wieder in Hiyoshi angekommen bin, ein Omlet-Reis-Dingens aus der Schüssel mit Hähnchenfleisch (lecker und günstig). Danach hieß es ab nach Hause und den Rest des Tages entspannen.
* IELTS ist auch ein Test, welchen Nami für die Sophia gemacht hat. Dort bekam sie wenigstens Traubenzucker.

...In 13 Tagen sollen die Ergebnisse des Tests bekannt gegeben werden.

Nass in Akihabara - Singing in the rain

(Freitag 27. Februar)

Schon beim allmorgendlichen Wetterbericht im Fernehen wurde mir klar, dass der Wetterkami es heute nicht gut mit uns meint. Regen war angesagt. Trotzdem konnte ich mich einer gewissen Vorfreude nicht entbehren. Denn heute ging es nach Akihabara (kurz: Akiba). Dort wollten wir uns die heißersehnten elektronischen Wörterbücher besorgen.

Kaum in Akiba angekommen stürzten wir uns auch schon - bewaffnet mit Regenschirm und einer dicken Brieftasche - in das Getümmel der Straße.
Die "MdT" heute in einem kleinen Donutschuppen. Da wir etwas zu früh in Akiba da waren und die Geschäfte noch zu waren, warteten wir dort und naschten ein paar gebackene Leckereien. Nebenbei zeigten wir uns ein paar kleine Tricks, welche wohl am besten in die Sparte "brotlose Künste" passen. Dem scharfäugigen Betrachter des Bildes wird es wohl schon aufgefallen sein: Im Hintergrund fällt Schnee (!).

Da es draußen nun auch mit schneien anfing, und meine Kamera Gefahr lief zu ersaufen, blieben meine Bilder auf Innenaufnahmen beschränkt. Trotzdem eine Kurzbeschreibung für alle, die sich Akihabara zumindest vorstellen vollen: Bunt; laut und überall Läden, in denen Anime-, Viedeospiel- und Mangaverrückte sich nach Herzenslust bankrott kaufen können. Akiba könnte man allgemeinhin als das "Mekka der Otakuszene*" betiteln.
* Otaku: Extremform des Fans. Lebt für seine Obsession. Hauptsächlich Anime, Manga oder Videospiele. Aber auch Technik oder anderes.

Da jeder von uns seine Ansprüche im Bezug auf sein kleines Wörterbuch hatte (Englisch oder Deutsch, schreibfähig oder nicht), klapperten wir einige Lädchen und auch Center ab, bis jeder Topf mit seinem Deckelchen zufrieden war. Zwischendurch patschten wir in Eiskälte durch den Schneeregen.

Nachdem wir um einige Yen leichter - aber auch sehr zufrieden waren, führten uns die Japaner in ein größeres Gebäude, welches passenderweise auch so hieß: Karaoke-kan**. Drinnen bestellten die Japaner für uns alle ein kleines Zimmerchen mit Fernseher, Karaokeanlage und Lightshow. Als dann auch noch die Getränke bestellt waren, konnte es auch losgehen. Es wurde gesungen oder wahlweise auch gebrüllt, gesummt oder gepennt. Wie man letzteres in einem 5m² Raum mit voll aufgedrehter Anlage hinbekommt grenzt schon an Koma. Als dann die Stimmung so richtig am kochen war spendierte ich noch allen meine aus Deutschland importierte Kinderschokolade. Leider hat die Schoki die Hitze des Gefechts (und des Raumes) mit einigen Dellen nur knapp überlebt.
** kan = Gebäude





Wer es noch nicht erlebt hat, muss es zumindest lesen: Karaoke ist in Japan einfach DAS Ding. Jeder macht es, und jeder kann es auch noch toll: Singen. Wir versuchten uns auch in einigen japanischen Liedern und kamen sogar recht gut mit. Aber unsere besten Lieder waren immer noch die englischen Songs (und "Moskau"). Fleißig üben, und wir hauen nächstes Mal die anderen vom Hocker.

Nicht nur erschöpft, sondern auch mit kratzigen Kehlen gingen wir dann auch schon wieder nach Hause und probierten unsere neuen Wörterbücher aus. Zumindest Nami und Shu. Annika ging zum Homestay un
d ich büffelte für den nächsten Tag...

Donnerstag, 26. Februar 2009

Gaumenschmaus und Zukunftsvisionen...

(Donnerstag 26. Februar)

Heute war ein toller Tag. Zuerst fanden wir selbstständig in der großen, großen Stadt Tokyo den kleinen, kleinen Mita Campus der Keio Universität wieder. Dort sollten wir uns (eigentlich) vor der Bibliothek mit Prof. Dr. Oberländer treffen. Denkste! Zuerst wurden wir von einer japanischen Dozentin (Name entfallen) gefunden und wurden zu Frau Murata geführt, welche mit uns spontan ein kleines Gespräch anfing und uns auch über das Studium an der Keio informierte. Sie war nämlich diejenige, welche ab Herbst die Ausbildung von den zukünftigen Keiostudenten unter uns leiten wird. Sie sprach sehr verständliches Japanisch und war sehr nett zu uns. Hat Spaß gemacht.

Während des Gespräches wurden wir auch von unseren Professor gefunden, welcher uns danach zum Essen eingeladen hat.

Auf den Weg zum Restaurant fällt so eine Gruppe von 5 Gaikokujins (Ausländern) schon auf. Nicht nur, weil sich darin zwei (für Japaner) riesige Menschen befanden, sondern auch die Haarfarben aus der sonst schwarzen und dunkelbraunen Haarmonotonie herausstachen (3x Blond, 1x Braun, 1x Rot und 1x Vanille-Himbeere von Shu).

Am Restaurant angekommen warteten auch schon einige weitere Japaner sowie Hallestudenten auf uns. Es war ein italienisches Restaurant, der Tisch war reserviert und das Drei-Gänge-Menü war schon in den Startlöchern. Man konnte für jeden Gang aus einer kleinen Liste selber wählen, was es gab. Meine Wahl war Salat mit gegrillten Hühnchen, Pizza Margherita und etwas Wallnusseis als Dessert. Eine Extraportion war auch wieder mal drin...

Rekord: Die "Meute des Tages" umfasste dieses Mal stolze 14 Leute. Das ist das einzige Foto des Tages, welches ich von Shu bekommen habe, da ich meine Kamera vergessen habe.
(v.l.n.r. hinten: Shunsuke, Herr Prof. Dr. Oberländer, Ich, Oota-sensei. Mitte: Anne, Keishiro, Caro, Franzi, Annika, Toru . Vorne: Chihiro, Caro, Shu, Nami, Kanako)


Nach dem Essen wurde noch ein wenig geschwatzt, und dann trennten sich die Wege. Annika und Shu machten sich auf den Weg zum Yasukuni-Schrein; Nami und ich gingen zusammen mit Anne, Franzi, Shunsuke und Keishiro zum Yotsuya-Campus der Sophia-Universität. Schon von weiten erkennt man die christliche Tradition dieser Uni, da auf dem universitäteigenen Kapellengebäude ein großes Kreuz thront. Ja... Da soll ich nun nächstes Jahr eventuell studieren.

Das war auch schon wieder alles vom Tag. Er war kurz und billig...

...im Gegensatz zu Morgen.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Wie in alten Zeiten - Edo Tokyo Museum

(Mittwoch 25. Februar)

Froh und munter ging es heute trotz Nieselregen zum Edo-Tokyo-Museum in der Nähe von Asakusa (Gesprochen: "Ahsacksa"). Da aber zuerst wieder die hungrigen Bäuche gefüllt werden mussten, ging es in das museumsinterne Restaurant.

Die "Meute des Tages" verschlug es heute zum Edo-Tokyo-Hakubutsukan (Edo-Tokyo-Museum), in dem es eine Ausstellung über das Leben in Tokyo von ca. 1600 bis nach dem zweiten Weltkrieg gibt. Davor ging es aber erst in ein Restaurant, wo es Leckerein für den kleineren und größeren Geldbeutel gab. Ich entschied mich für ein Tempura-Menü (frittierte Sachen, wie Garnelenschwänze und Gemüse).

Läuft man im Museum durch die zweistöckige Ausstellungshalle, so wird man automatisch von der Edo-Epoche (1600-1868) über die Meiji-Epoche (1868-1912) bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg geführt. Grob gegliedert gab es einen Edobereich (alter Name von Tokyo) und einen Bereich über das moderne Tokyo ab der Meiji-Epoche.

Nachbildung einer Burg eines lokalen Herrschers (Daimyo) in Japan

Auch das Stadtleben wurde im Miniaturformat nachgebildet. Damit man die Details besser erkennen konnte, lagen Ferngläser bereit, welche auch sofort in Beschlag genommen wurden. Zu sehen waren neben normalen Passanten auch feilschende Händler und eine Straßenschlägerei zu sehen.




Es gab auch etwas zum anfassen und mitmachen. Links trage ich eine Standarte, welche in den Schlachten mit den Namen der Einheiten beschriftet waren, damit man diese auseinanderhalten konnte. Rechts versuche ich zwei Krüge zu tragen und scheitere. Nicht, weil sie zu schwer sind, sondern weil die Sicherheitssperren (gegen das Wegtragen) nicht für so einen Riesen für mich geschaffen waren (hab das Ding fast auseinandergenommen, als ich aufstehen wollte). Des Weiteren gab es auch Rikschas und Hochräder zum draufsetzen.


Für die künstlerisch Interessierten gab es auch etwas zu sehen. Unter anderem der Nachbau eines Ladens in dem Farbholzschnitte (Ukiyo-e ?) verkauft wurden. Daneben konnte man den Herstellungsprozess eines solchen Holzschnittes verfolgen. Pro Farbe musste ein Druckblock geschnitzte werden. Dann wurde Farbschicht für Farbschicht gedruckt bis das Bild fertig war. Die vier unteren Bilder sind einige Beispiele.



Frau mit spielendem Kind und Sumokämpfer.




"Frau in Blau" und "Weiberabend" - Selbstbetitelt ;)

Auch ein Kabukitheater war nachgebildet. Leider konnten wir nur die Puppen bestaunen, da das echte Theater an dem Tag unseres Besuches nicht gespielt wurde. Trotzdem war die Nachbildung allein auch schon beeindruckend.




Dargestellt war die Geschichte einer heimlichen Liebschaft zwischen einer Frau und einem Jüngling, von der der (sehr viel) ältere Mann der Frau nichts erfahren durfte. Das Theater kommt ohne Sprache aus und wird nur mit Musik begleitet.

Obwohl das Museum der einzige Punkt auf der Tagesordnung war, hat der Ausflug doch ganz schön geschlaucht. Auf der Rückfahrt konnten einige von uns (Nami und Ich) der Müdigkeit nicht standhalten und hielten ein kleines Nickerchen in der vollen Bahn.

Montag, 23. Februar 2009

Riesiges Roppongi...

(Montag 23. Februar)

"Die größten Gebäude Tokyos gibt es in Roppongi."

So war zumindest mein persönlicher Eindruck, als wir bei Nieselwetter aus dem Bahnhof stiegen und gleich mehrere Gebäude sahen, welche die Regenwolken kratzen konnten. Unsere erste kleine Station war (schon wieder) eine Fernsehzentrale. Dieses Mal war es die Zentrale von "TV Asahi", in der man kostenlos im Erdgeschoss umherstreifen, und sich über die Programme des Senders informieren konnte. Kleines Highlight: Eine große, interaktive Weltkugel, welche man drehen konnte und an einem Bildschirm das aktuelle Wetter oder die Tageszeit sah.




Oben: Die "Meute des Tages"
heute mal im Erdgeschoss des Fernsehsenders "TV Asahi". Das blau Ding im Hintergrund ist eine aus der Zukunft kommende Roboterkatze namens "Doraemon" und ist sehr bekannt unter den Japanern. Neu in der Meute ist Caro, welche auch aus Deutschland kommt und einen Monat in Japan verbringen wird.
Video: Die Welt dreht sich auch mal für Shu. Ein kleines interaktives Spielchen.


Danach ging es zum Essen. Und das sogar mal wieder recht günstig. Eine Hamburgerbulette, ein Stück Hühnerbrust und Gemüsekrams (gabs in ner kleinen Pfanne). Dazu noch Reis und ein Getränk (Melonenlimo). Gestärkt ging es auch gleich zum National Art Center in Tokyo.

Kunst: Wie es sich gehört ist das Gebäude des Kunstmuseums schon selber ein Kunstwerk. Wer allerdings auf die Idee kommt lilafarbene Teller an einen Baum zu hängen ist muss schon sehr "kreativ" sein. Im Museum war gerade eine Ausstellung von Kayama Matazo. Leider war das Fotografieren in der Ausstellung nicht erlaubt, daher kann man höchstens mal nachgoogeln (einfach mal "加山 又造" bei der Google Bildersuche eingeben). Übrigens scheint überall in Roppongi das ein oder andere Kunstwerk herumzuliegen oder zu hängen.

Nach der Kultur folgte der Konsum. Oder vielmehr: einfach nur mal schauen, wofür man sein Geld
ausgeben könnte, wenn man es hätte. Wir gingen in ein kleines Geschäft, in dem man kleine (überteuerte) Keramiktellerchen kaufen konnte auf denen man kleine (überteuerte) Süßigkeiten legen konnte. Im selben Gebäude kauften wir uns dann noch ein Eisbecherchen, welches wir genüsslich weglöffelten und dann ging es auch wieder weiter.

Der Ausflug in Roppongi endete genauso wie er begann: An einem Fernsehsender. Es war TBS, dessen Maskottchen ein kleines schwarzes Schwein namens "BoBoo" ist. Recht knuffig, wie eigentlich jedes Maskottchen in Japan.


Nun endete auch dieser Tag recht früh und es ging wieder gen Hiyoshi. Am Bahnhof suchte ich eine halbe Stunde lang nach der Post, weil ich einen Umschlag kaufen wollte. Als ich das kleine Lädchen in einer unscheinbaren Ecke des Bahnhofgebäudes fand, war es schon seit 10 Minuten geschlossen. Pech aber auch.

Morgen ist ein freier Tag und da werde ich es noch einmal probieren.

Sonntag, 22. Februar 2009

Frischer Fisch auf Enoshima...

(Sonntag 22. Februar)

Nach dem freien Samstag ging es heute auf die kleine Halbinsel Enoshima, welche im Süden von Tokyo liegt.

Die "Meute des Tages" war im Vergleich zum Ausflug nach Kamakura wesentlich größer. Es war sogar Keiko dabei (rechts im Bild mit Mütze), welche meine Tandempartnerin im Tandemprogram des Wintersemesters 08/09 zwischen der Halle Uni und der Keio Uni war.

Nachdem wir uns alle gesammelt am Enoshima Bahnhof zusammengefunden hatten ging es als erstes zum Enoshima Aquarium.




Impressionen aus dem Meer: Der Eintrittspreis erwies sich zwar mit 2000 Yen als sehr gesalzen, aber dafür hatte das Aquarium auch einiges an Tierchen, welche im und am Wasser leben, zu bieten. Es gab einen Meeresbereich, eine Quallenzone, Tiefseetiere, Pinguine und Robben. Man merkte auch, dass es Sonntag war, denn zahlreiche Japaner strömten ebenfalls in das Aquarium.

Nachdem wir soviel frischen Fisch gesehen hatten, knurrte uns allen der Magen. Dank Jumpei, der sich in Enoshima sehr gut auskennt, haben wir nach kurzem Suchen auch eine erschwingliche Lokalität zum Bäuchefüllen gefunden. Ich habe mir leckere Ramen-Nudeln bestellt, deren genaue Bezeichnung mir schon wieder entfallen ist. Aber lecker waren sie...
Anschließend ging es (mal wieder) zu einem Schrein, an welchen man sogar von drei Kami Hilfe erbeten konnte.




Zum Schrei(e)n: Schon von Weiten konnte man die markanten Tore des Schreins erkennen. Nach einem kurzen aber schmerzvollen Aufstieg (wir waren noch pappsatt vom Essen) kamen wir oben auf dem Schreingelände an, welches sich fast am höchsten Punkt der Halbinsel befindet.
Dort oben gab es gleich drei Opferstöcke, vor denen man beten konnte. Vor dem größten musste man vorher durch einen aus Stroh geflochtenen Torbogen gehen, um sich von seinen Sünden zu reinigen. Dafür gab es auch eine gewisse Regel (Video). Und einer schien sogar für Paare gedacht, die sich Glück in der Beziehung wünschten. An einem Zaun außerhalb des Geländes sah man mehrere kleine Vorhängeschlösser befestigt, auf denen immer zwei Namen geschrieben waren. War wahrscheinlich auch eine symbolische Geste zweier Menschen...


Einmal Links herum, dann Rechts vorbei und nocheinmal Links herum. In dem Gewusel verliert man leicht die Orientierung. Es bildete sich eine lange Warteschlange an Leuten, welche am Strohbogen ihre Runden drehen wollten.

Von der Insel hatte man einen tollen Ausblick über Das Meer.

Nachdem wir uns auf der Insel die Füße wundgelaufen hatten, ging es auch schon wieder mit dem Zug nach Hause, wobei wir einmal zu spät ausgestiegen sind. Gottseidank bezahlt man in Japan nicht mehr, wenn man auch mal ne Extrafahrt einlegen muss. Man "loggt" sich an dem Bahnhof ein, wo man in den Zug einsteigt und bezahlt dann dort, wo man den Bahnhof verlässt. Man kann also Beispielsweise wieder mit der selben Linie zurückfahren, und muss trotzdem nicht mehr bezahlen, da man den Bahnhof dafür nicht verlassen muss. Das haben wir auch gemacht, und kamen dann auch in Hiyoshi an.

Freitag, 20. Februar 2009

Mit Kamera in Kamakura...

Der erste Regen in Japan. Und was für einer! Den gesamten Vormittag über goss es aus wie aus Eimern und da ich keinen Schirm in den Koffer eingepackt habe, musste ich mir im Landen um die Ecke ein Modell "Klarsicht" mit durchsichtigen Schirm kaufen. Trockenen Kopfes ging es dann zum Bahnhof bis nach Yokohama, wo wir uns mit den Japanern trafen und von dort aus mit der JR-Bahnlinie bis nach Kamakura fuhren.

Dieses Mal war die "Meute des Tages" doch nicht so groß, und die Deutschen waren sogar mal in der Überzahl. Lag es nun am Wetter oder hatten die Anderen Japaner schon etwas geahnt? (v.l.n.r.: Annika, Nami, Shu, Keishiro und Narumi)

In Kamakura ging es - mit kleineren Abstechern in diverse Läden - in Richtung des Hase-Tempels. Kein Schrein - sondern Tempel. Tempel sind dem buddhistischen Glauben zugeordnet. Und von denen scheint Kamakura beinahe überzulaufen.

Innerhalb des Tempels waren keine Fotos erlaubt, daher konnten nur Außenaufnahmen gemacht werden. Im Tempel konnte man wieder beten und auch ein Museum besuchen, in dem ein paar Stücke aus der Zeit des Genpei-Krieges (Ende des 12. Jh.) ausgestellt wurden.

Nachdem wir wieder draußen waren, knurrten uns die Mägen. Daher versuchten wir in einer von Touristen sehr stark frequentierten Stadt etwas billiges und essbares zu finden. Beinahe unmöglich. Während der Suche trafen wir auf Gennai, welcher sich unserer Gruppen anschloss. Nach einigen erfolglosen Versuchen kamen wir in ein kleines Lokal/Lädchen/Wohnzimmer. Dort konnte man in kitschig-wohnlicher Atmosphäre sein Essen zu sich nehmen und bei Bedarf auch etwas aus dem Raum kaufen. Zumindest klebten überall Preise an dem Interieur.
Das Lokal wurde von zwei älteren Japanern betrieben. Der Opa* legte beim Bringen des Essens eine ungewollte Dramatik an den Tag, da er mit seinen zitternden Händen das Geschirr gefährlich zum klappern brachte. Doch alles lief gut und das Essen erreichte den Tisch am Stück. Es war sehr viel und einige schafften (zu meiner Freude) ihr Essen nicht.
* in Japan kann man auch fremden Leuten im Dienstleistungssektor Familienbezeichnungen geben. Beispielsweise kann man die jungen Kellnerinnen im Lokal auch Nee-san (große Schwester) nennen.



Nach dem Essen ging es auf zum Daibutsu - dem großen Buddha. Auch die Sonne fing an zu scheinen und begleitete uns auf den Weg der vor uns lag. Nach einem kleineren Spatziergang durch die Stadt erreichten wir einen Tempel, welcher absichtlich zwischen den Felsen versteckt gewesen zu sein schien. Im Tempel demonstrierten uns Gennai, Keishiro und Narumi wie man diverse Rituale im Tempel vollzieht.


Kleine Ritualkunde: Zuerst wäscht man sich die Hände und den Mund an einem Becken, welches sich vor oder am Eingang des Tempels befindet. Das Wasser ist eiskalt, aber die Prozedur muss halt sein. Danach besorgt man sich ein paar Räucherstäbchen (liegen am Souvenierladen für 100 Yen), und zündet sie an einer Kerze an. Danach steckt man die qualmenden Stäbchen in ein Sandbecken und lässt sie vor sich hinkokeln. Wenn man möchte, kann man ein kleines Körbchen nehmen und sein Geld hineinlegen. Dann kann man es reinigen, indem man es mit kalten Wasser übergießt (Geldwäsche???). Sowohl Klimpergeld als auch die Scheine. Dann nur noch trocknen lassen und man hat Glück im Geldbeutel.


Doch die spirituelle Reise war noch nicht
vorbei. Fehlte nur noch der Daibutsu. Doch dieser war nicht so leicht zu erreichen, wie man zuerst dachte. Ich glaube dieser Teil unserer Tour hat die meisten der anderen Japaner dazu bewogen heute doch nicht mitzukommen.




Bergtour: Die Bilder zeigen es zwar nicht, aber es war zermürbend durch den Schlamm und über die steilen, von Baumwurzeln durchzogenen Wege zu gelangen. Es ist zwar keiner gestürzt, doch die Schuhe und Hosen haben einiges an Schlamm abbekommen. Während wir durch die Berge kraxelten kamen uns andauernd kleine Eichhörnchen über den Weg, welche in dem Bäumen herumsprangen. Die grauen Tierchen liefen uns auch schon in der Stadt über den Weg.

Mit tauben Beinen und schlammigen Schuhen kamen wir auch endlich zum Eingang des Buddhageländes. Nachdem wir eine kleine "Anbetungsgebühr" entrichtet haben und uns provisorisch in einer Pfütze gereinigt haben, konnten wir den Großen in Augenschein nehmen.

Friedlich meditierte der Daibutsu im Lotussitz auf seinem Sockel und erduldete die Blicke der Besucher. Da man zum Beten keine Schuhe braucht, hat man seine Latschen kurzerhand an die Wand genagelt. Ganz schön fesch die Mode von damals. Man konnte für 20 Yen auch "in" den Buddha hineingehen und sehen, was der Gute unter der Kutte trägt. Da keiner von uns hineingehen wollte, wird es zumindest für uns ein großes Geheimnis bleiben.


Nachdem auch das abgehakt war, wurden wir Vier von den Japanern ans Meer geführt, was sich plötzlich vor uns erstreckte. Das Wasser war logischerweiser noch zu kalt, um seine Füße in die Fluten zu stecken, doch einige Surfer warfen sich dennoch in die Wellen.



Als krönender Abschluss des Tages verabschiedete sich die Sonne am Horizont in typischer Sonnenuntergangsromantik, während wir mit der Bahn zurückfuhren.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Bummeln, drehen und spielen in Odaiba

"Auf nach Odaiba", hieß es am heutigen Tag. Nach der mittlerweile zum Standard gewordenen Tour mit der Bahn errichten wir unseren Treffpunkt in Shinbachi, von dort es auch gleich überirdisch in einer vollautomatisch gesteuerten Bahn über die Rainbow Bridge ging (siehe Webcam am unteren Ende der Seite). Die Sonne schien, und brachte das Wasser in der Bucht von Tokyo zum funkeln.
Die "Meute des Tages" mit der Bucht von Tokyo und der Rainbow Bridge im Rücken.

Irgendwo falsch abgebogen? In der Nähe des Einkaufscenters "Dockss" fanden wir die geschrumpfte Version der Statue. Was die allerdings hier zu suchen hatte war mir schleierhaft. Im Hintergrund kann man die Rainbow Bridge sehen, welch sich über die Bucht spannt.

Als wir in Odaiba angekommen waren, wollten wir ersteinmal einige Souvenirs kaufen gehen. Leider erwiesen sich die Preise als sehr gesalzen, dass wir mit den Andenken lieber noch etwas auf eine "günstigere" Gelegenheit warteten. Statt dessen haben wir Mittag in einem Lokal gegessen, in dem man wie in einer japanischen Grundschule zu Mittag essen konnte.

Wie damals: In den Grundschulen wird das Mittagessen im Klassenzimmer gegessen. Während
des Essens können auch die Bänke zusammengeschoben werden, damit man nicht alleine essen muss. Gegessen wurde Boku-Curry, welches dank seiner Schärfe unsere Gesichter etwas rötete. Für mich gab es auch wieder ein paar Extraportionen, da nicht alle ihr Mahl geschafft haben.

Nachdem alle wieder glücklich und satt w
aren, ging es wieder zum Fernsehen. Dieses Mal kam Fuji TV dran, dessen Gebäude eine markante Kugel in seiner Architektur beherbergt.


Die Zentrale des japanischen Fernsehsenders Fuji TV hat eine riesige Kugel, in der eine Ausstellung ist, und aus der man eine wunderbare Aussicht über die Stadt bekommt. Überall im Gebäude kann man sich zu diversen Sendungen, welche bei Fuji TV, laufen informieren. Der kleine blaue Hund ist das Maskottchen des Senders.

Nachdem wir den Sender hinter uns gelassen haben ging es schnurstracks in Richtung des Riesenrades, welches sich in Palette Town* befindet.
* Unterhaltungs- und Einkaufsgebiet auf Odaiba



Rund und Bunt: Als Gruppe von 4 bis 6 Personen kostet eine Tour im Riesenrad 3000 Yen ** . Dafür kann man einen wundervollen Ausblick über den Hafen und die Bucht von Tokyo genießen, und die ankommenden Flugzeuge des nahegelegenen Flughafens landen sehen. Wer besonders mutig ist, der kann in eine vollständig durchsichtige Gondel steigen und auch den Blick nach unten genießen (wer sucht, kann sie im Bild finden). In den Gondeln gibt es Sitzheitzungen, damit man nicht fröstelt. Besonders toll sieht das Rad bei Nacht aus, weil es dann in allen Farben blinkt und schimmert.
** ca. 25 Euro

Für den letzten Punkt auf unserem Tagesplan ging es in ein Gamecenter, wo wir uns in einem Purikura-Fotoautomaten ablichten ließen und ein paar Spiele ausprobierten.

Trommeln und Tanzen: Ich probierte mich an den Taiko-Trommeln und Shu legte eine heiße Sohle bei "Dance Dance Revolution" aufs Parkett.

Erschöpft und mit trägen Beinen ging es dann auch schon wieder zurück ins Wohnheim.