Sonntag, 27. Juni 2010

Vorträge und Gespenstergeschichten

Am 24., 25. und 28. Juni musste jeder aus unserem Japanischkurs einen Vortrag über ein von dem Referenten selbst gewähltes Thema halten. Unter anderen waren interessante Themen, wie "Japan und Roboter", "Katzen in Japan", "Shamisen (japanisches 'Banjo')"oder aber auch "Tattoos in Japan und China" dabei. Ich habe mich für meinen Vortrag an das Thema "Youkai" (japanische Gruselwesen) gewagt.

Youkai sind Japans Monster und Geister, deren Existenz im alten Volksglauben überliefert wurde. Die schiere Artenvielfalt lässt die Monster des Okzidents wie einen Streichelzoo aussehen. Das liegt wahrscheinlich auch zum Teil daran, dass im alten Japan fast alles zum Monster gemacht werden konnte: Pflanzen, Tiere, Alltagsgegenstände, Menschen und natürlich auch die unerklärlichen und unsichtbaren Dinge. Aber nicht alle Youkai sind dem Durschnittsjapaner geläufig und es gibt nur einige, welche alle kennen müssten. Darunter zählen Kappa, Tengu, Kuchizake Onna, Toire no Hanako oder aber auch Kizune und Tanuki.
Ein Großteil der Youkai-Geschichten entstand vor ca. 200 bis 300 Jahren. In dieser Zeit haben viele Schriftsteller und Künstler diverse Geschichten und auch eigene Ideen für die Erschaffung von Monstern herangezogen. Aber auch im moderneren Japan kamen einige Gruselgestalten hinzu.

Kappa

Kitsune (Fuchs)

Toire no Hanako-san (Hanako aus der Toilette)

Kuchisake Onna (Schlitzmund Frau)

Tanuki (japanischer Waschbär)

Tengu

Den Vortrag hab ich mehr oder minder souverän gemeistert und nun harre ich der Ergebnisse aus. Mal sehen, was dabei rauskommt.

Nächste Woche geht es im Rahmen einer meiner Soziologiekurse zum Yasukuni-Schrein, in dem die Angehörigen des japanischen Militärs, die in verschiedenen japanischen Kriegen ihr Leben ließen und nun als kami und Heldenseelen verehrt werden. Darunter auch als Kriegsverbrecher verurteilte Offiziere, weswegen der Schrein oftmals das Thema diverser Debatten wird. Unser "Guide" wird unsere Dozentin sein, welche uns auch gleichzeitig ein paar Sachen übersetzen und erklären wird. Bin schon gespannt.


Soweit von mir.


Freitag, 18. Juni 2010

Japan im Fussballfieber

Vor kurzem hat ja die WM in Südafrika begonnen und wie es sich für ein so international bedeutsames Ereignis gehört, kann man die Nationalspieler auch an japanischen Empfangsgeräten spielen sehen und sich von den trötenden Vuvuzelas nerven lassen.

Da das Wohnheim auch schon fast so international wie die WM ist, wird der Fernseher in der Lounge auch immer wieder von einem Fan eingeschaltet, wenn der Anpfiff für seine Mannschaft ertönt. Dummerweise kann aufgrund der Zeitverschiebung nur ein Spiel in voller Länge gesehen werden (hierzulande von 20:30 bis 22:15 Uhr). Während den anderen Spielen muss ich die Leute in der Halbzeit aus der Lounge werfen, weil ich diese Mitternachts ja zuschließen muss. Während des anderen Spiels darf niemand mehr in der Lounge sein. Einzige Ausnahme war bisher das erste Spiel von Japan am 14. Juni (Mo.). Da war der Zapfenstreich erst eine Stunde später und ich konnte sogar früher schlafen gehen, da der Manager meine "Zuschließ-Schicht" übernahm.

Wenn man dennoch ein Spiel verfolgen möchte, was hier erst nach Mitternacht läuft, dann kann man in eine nahegelegene Kneipe gehen. In ihr werden auch die Spiele gezeigt, welche nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden. Deutschland beispielsweise kann man während der Gruppenspiele nur einmal sehen (gegen Serbien). Das Spiel gegen Australien hab ich nur in den Nachrichten verfolgen können und das Spiel gegen Ghana ist auch nicht im Fernsehprogramm.

Während dem Spiel Deutschland - Serbien am 18. Juni (Fr.) war ich mit Susi zusammen im Wohnheim und habe neben Japanern und Amerikanern sitztend der deutschen Nationalelf die Daumen gedrückt. Nami, Shu und auch fast alle anderen Uni-Hallenser waren beim Doitsu-Net (Netzwerk für Deutsche in Japan) in Roppongi und haben gegen Vorbestellung und Eintritt die Niederlage von Deutschland erleben dürfen. Ich hoffe, der Frust schlägt nicht allzu hohe Wellen und Roppongi steht noch bis Morgen...

Wo man nun auch hingeht, an jeder Ecke sieht man Fußbälle oder irgendwas mit "...Cup". Die WM ist allgegenwärtig. Doch als ich eines Tages nach dem Haareschneiden im "Lala-Garden" herumgelaufen bin, und folgendes Plakat für die WM gesehen habe, musste ich ein bisschen schmunzeln. International hin oder her: Wenn man es schon macht, dann sollte es auch richtig sein. Schaut am besten selbst.

Tolles Plakat, aber wir sind hier nicht beim Dauerlauf! Schließlich ruft man ja nicht "ziiiiiiiiiiiiiiiiel", sobald ein Tor fällt. Oder?


Soweit von mir... Mal sehen, wie weit es Deutschland schafft.


Freitag, 11. Juni 2010

Nachholbedarf und Serviceleistungen

Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einen Blogeintrag hätte ausfallen lassen müssen, und es tut mir auch für alle Leser leid, welche in der letzten Woche sehnsüchtig auf ein digitales Lebenszeichen von mir gewartet haben. In letzter Zeit passiert einfach nicht mehr soviel spannendes (Sommerloch?) und ich hoffe selbst immer auf einen kleinen Happen japanischer Erlebnisse oder Eigenarten, welche ich hier allen mitteilen kann. Irgendetwas kommt hier nämlich auch nicht rein. Glücklicherweise gibt es ja noch andere Blogschreiber (stehen alle in der kleinen Liste am linken Bildrand), welche auch ab und zu einen Eintrag verfassen.
Wie dem auch sei. Nun geht es aber weiter im Text.

Am Morgen des 01. Juni (Di.) wollte bei meinem japanischen Handy plötzlich nichts mehr gehen und es stellte seine zuverlässige Arbeit auf unbestimmte Zeit ein. Kurz: Es war kaputt. Da ich auf das Ding angewiesen war, suchte ich sofort im Netz nach einem Softbank-Laden in der Nähe des Yotsuya-Campus, und stattete diesem in meiner Freistunde einen kleinen Besuch ab.
Als ich den Angestellten im Laden meines Handys Leiden erklärt habe, konnte ich wieder einmal guten, japanischen Kundenservice hautnah miterleben. Denn während ich mein Unverständnis darüber äußerte, warum das Klapphandy sich nicht mehr regt, schaute mich der Angestellte mit besorgter Mine an und bekundete sein Beileid über die unvermeidlichen Umstände, welche mir nun zugekommen seien. Dann nahm er mein Telefon, ging zum Untersuchen kurz nach aus dem Verkaufsraum nach hinten und kam dann mit seiner Diagnose wieder zu mir zurück. Angeblich sei es ein Wackelkontakt, welcher repariert werden musste.



Links das Alte - rechts das Erstatzhandy. Solche Klapparten sind noch immer der Haupttyp in Japan. Aber mittlerweile kommen auch Schieb-, Dreh- und Tatschmodelle.

Nachdem ich für eine Reparatur eingewilligt habe, bekam ich sofort ein Ersatzhandy und meine Daten wurden auf MicroSD-Karte gespeichert und übertragen. Alles lief schnell und zuverlässig.
Es verging nun eine Woche und ich wurde am 8. Juni (Di.) von Softbank kontaktiert, dass mein Reparaturauftrag erledigt sei und ich den Patienten nun abholen kann. Im Laden angekommen erkannte mich der selbe Angestellte wieder und ich konnte mich an seinen Schalter setzen. Anstelle meines alten Handys bekam ich aber nun ein vollkommen Neues des selben Modells kostenlos. Auf meine Anmerkung: "Das sieht aber neu aus!", meinte der Angestellte nur: "Haben wir selbstverständlich gerne gemacht". Somit hab ich wieder mein alt-neues Handy zurück. Am Ende habe ich dem Verkäufer (bewusst) noch etwas verwirrt, indem ich mich für die schnelle Hilfe etc. bedankt habe. Für ihn war es halt einfach selbstverständlich.

Ist der Service in Japan nun besser? Für alle, welche noch etwas Zeit haben, gibt es noch ein kleines Video von meinem ZDF-Lieblingsjournalisten Gerd Anhalt über die Kundenfreundlichkeit der Japaner (wenn das Video nicht läuft: hier ist der Link).

(NACHTRAG: Das Viedeo wurde leider vom Nutzer entfernt, und kann nun nicht mehr angesehen werden. Seltsamerweise sind aber die anderen Teile der Doku noch anschaubar und können mit einem Klick auf die Links gesehen werden.)

Wem das Video gefallen hat, der kann ja noch die anderen drei Teile über Puppenbestattungen, Schreisumo und Akihabara ansehen. Sehr empfehlenswert.


Soweit von mir.