Mittwoch, 15. September 2010

Etikett(e) in der Metro

Neulich habe ich auf der Hauptseite der Metro von Tokyo etwas gefunden, was der gewöhnliche U-Bahn Reisende in Tokyo auch schon einmal gesehen haben sollte.

An einigen Stellen der Bahnhöfe sind des Öfteren gelbe Hinweis-Etiketten zu sehen, welche allgemeine Verhaltensregeln in den öffentlichen Verkehrsmitteln mit lustigen Negativbeispielen, und seit April 2010 auch mit Positivbeispielen darstellen. Denn es gibt ja auch weniger höfliche Japaner, welchen man sagen soll, was sie doch lieber nicht in den Bahnen machen sollten. Ebenfalls auch auf Englisch für die Ausländer.

Und auch zu Recht! Denn was für einen - sagen wir mal - Deutschen noch nicht als Störung gilt, kann für einen Japaner schon einmal die perfekte Harmonie in der Bahn ruinieren. Und bevor ich in umschweifende Erläuterungen verfalle, zeige ich am besten einige meine Favoriten der "Metro-Manner-Poster", welche ich auf der Internetseite gefunden habe.



(Un-)beliebte Klassiker: Nicht mit dem Handy telefonieren und kein betrunkenes Verhalten in der Bahn. Man sieht zwar viele Japaner mit Handy, aber die benutzen es im Wagen eher zum Mailen, Fernsehen oder Spielen. Das stört nicht so sehr. Und seinen Rausch sollte man auch nicht auf den bequemen (und im Winter beheizten) Sitzen ausschlafen.

Schminkstübchen im Wagon. Einige der japanischen Damen scheinen des Öfteren die langen Fahrten für den letzten Schliff zu nutzen. Auch wenn es eine ungern gesehene Aktion ist, staunte ich immer wieder, mit welch einer unglaublichen Ruhe sie ihren Kajal in den wackelnden Bahnen auftragen können, ohne sich den Stift in die Augen zu rammen.

Fitnesstraining zwischen den Haltestellen. Den vielen Durchsagen zum Trotz, sprinten einige Japaner ihrer Bahn noch in die schließenden Türen hinein, weil sie keine fünf Minuten auf die nächste Bahn warten können. Der andere Hinweis hat mir wegen seiner Realitätsnähe gefallen, denn vor Langeweile kann man sich wirklich schon einmal an den Griffen hangelnd erwischen. Auch wenn es in diesem Beispiel schon etwas übertrieben ist.

Positivbeispiele. Der Muskelmann und der Geta tragende Afrotyp im Hawaihemd machen es vor: Immer Rücksicht auf die anderen nehmen und hilfsbereit sein. Warum man aber solche extreme Typen genommen hat, mit denen sich ein durchschnittlicher Japaner wohl kaum identifizieren kann, ist mir selbst ein kleines Rätsel. Oder ich will's einfach nicht aussprechen.

...

Das wirklich Beeindruckende an der ganzen Sache ist, dass sie auch funktioniert. Bis auf sehr wenige Ausnahmen benimmt sich kaum ein Japaner in den Bahnen daneben und achtet stets auf die anderen Gäste. Da steht schon einmal ein Japaner verlegen auf und geht zur Wagontür, um mit vorgehaltener Hand am Handy das Gespräch im Flüsterton zu beenden. Und wenn man zu zweit reist, dann setzt sich ab und an ein Japaner auch schon gerne auf einen anderen Platz, damit man nicht von seiner Begleitung getrennt sitzen muss.

Und soviel Zuvorkommenheit steckt an. Mit der Zeit beginnt man selbst die erfahrenen Dinge nachzumachen und auf die anderen mehr zu achten. Ein sich selbst reproduzierendes System sozusagen.

Natürlich gibt es auch die Ausnahmen, doch die sind rar. Ein weiterer Punkt, den man beachten sollte: In der Rush Hour gelten oft andere Regeln. Da kann auch schon mal subtil um einen Sitzplatz gerangelt werden.


Soweit von mir.


Wer übrigens noch mehr von den Bildern sehen möchte, der kann hier auf den Link zur Metro klicken.


2 Kommentare:

  1. "...ohne sich den Stift in die Augen zu rammen." Wie wahr.^^

    Hm...vllt. soll es quasi heißen: Schau her, selbst die barbarischen Ausländer machen es besser als du!" :P

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  2. Mein Favourit mit den Jugendlichen auf den Sitzen für "Bedüftige", sprich Behinderte, Schwangere und Ältere, fehlt. Ich liebe diese starren, ausdruckslosen, weißen Augen der Angepissten. Herrlich!

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