Freitag, 23. Oktober 2009

Nun offiziell ansässig und doch noch ortsfremd...

Tja...

Wie schon der Titel erahnen lässt, bin ich nun ein offiziell bescheiniger Bewohner von Warabi in der Präfektur Saitama (wenn auch nur zeitlich begrenzt). Am Montag (19. Okt.) konnten Nami, Liane und ich endlich unser richtiges Certificate of Alien Registration in dem Bürgeramt abholen. Nun müssen wir nicht mehr diese vorläufigen Kopien herumtragen, sondern nur noch ein bunt glitzerndes Stück Plastik in Kreditkartengröße mit Passbild und Adressdaten.
Doch als wir das kleine Ding abholen wollten, haben wir uns erst einmal verlaufen, weil wir etwas zu früh abgebogen sind. Und da wir relativ spontan vom Wohnheim losgezogen waren, haben wir uns auch nicht die japansche Bezeichnung von "Bürgeramt" oder einen Plan notiert. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Ansässigen nach dem Schrein (Warabi Jinja) zu fragen, der sich in der Nähe des Bürgeramts befindet. So fragten wir nacheinander einen Ladenangestellten, einen Schulhausmeister, zwei Anzugträger und eine Omi nach dem Weg zum Schrein. Den haben wir dann auch gefunden und sind dann auch so zu unserem eigentlichen Ziel gekommen. Ortskundig sind wir also noch nicht einhundertprozentig.

Dienstag und Mittwoch
war nichts interessantes passiert. Unterricht, Quizzes und Co. sind halt nicht sooo erwähnenswert.

Am Donnerstag (21. Okt.)
habe ich mit Nami und Liane wie immer in der Mensa der Sophia gegessen. Mit dabei war auch Sven, welcher aus Köln kommt und zurzeit im DK Warabi wohnt. Da es zur Mittagszeit sehr schwer wird einen Platz zu finden, haben wir zuerst ein paar freie Plätze neben zwei lernenden Japanerinnen mit unseren Taschen besetzt und haben uns dann an die Warteschlangen gestellt. Während des Essens hörte ich die Japanerinnen neben uns ein paar deutsch Worte brabbeln, und als ich kurz auf ihr Blatt geschielt habe, sah ich einen deutschen Text über die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl.
Wie sich herausgestellt hat heißen die zwei Shiho und Yuka und studieren deutsche Sprache. Zu ihrem Studium gehört aber auch deutsche Politik, Wirtschaft und Co. Die Zwei essen jeden Donnerstag in der Mensa in der Nähe vom Gebäude 11 auf dem Yotsuya-Campus. Sonst sind sie in der Mensa vom Gebäude 2 zu finden. Gefragt wurde noch nicht, aber ein deutsch-japanisches Spontan-Tandem wäre ideal. Dazumal sich der (deutsch-japanische) Haribo-Zirkel noch nicht bei mir gemeldet hat, und ich endlich auch mal mehr japanische Bekanntschaften an der Sophia schließen möchte. Vielleicht sieht man sich nächsten Donnerstag.

Auf dem Heimweg habe ich in der Nähe des Bahnhofs in Nishikawaguchi einen Bus und ein kleines Zelt vom japanischen Roten Kreuz gefunden. Aus Interesse heraus habe ich meinen Blutspendeausweis gezückt und den netten Leuten gezeigt. Überraschenderweise wurde ich dann mit einem japanisch akzentuiertem "Guten Tag" begrüßt. Die nette Frau war schon einmal vor 17 Jahren in Deutschland gewesen. Aber außer einer Begrüßung ist nicht mehr viel geblieben. In der Hoffnung etwas als Gegenleistung für eine Spende zu bekommen wollte ich mich mal zur Verfügung stellen und mir etwas Saft abzapfen lassen. Nur gab es zwei Problemchen.
Routinemäßig muss vor der Spende ein Formular ausgefüllt werden, bei dem man erklären muss, dass man in letzter Zeit keinen ungeschützten Verkehr, keine tropischen Krankheiten oder keine Schwangerschaft gehabt hat. Leider war dieses Dokument vollkommen auf Japanisch. Da her würde das Ausfüllen zurzeit wahrscheinlich länger als die Spende dauern. Dies hat sich aber aufgrund des zweiten Problems ergeben.
Da ich aus dem Ausland komme muss eine gewisse Zeit im Gastland verstrichen sein, bis man spenden darf. Und diese Wartezeit betrug bei Deutschen ganze sechs Monate. Zurzeit habe ich erst einen Monat von insgesant elf hinter mir. Somit bleibt mir noch etwas Zeit das Formular zu übersetzen. Was bzw. ob es überhaupt noch etwas neben einer kostenlosen medizinischen Untersuchung gibt, habe ich noch nicht gefragt. Mal schauen, wann der Bus wieder da ist.

Am Freitag dem 22. Oktober gab es wahrscheinlich mein erstes Erdbeben in Japan. Als es passierte, habe ich nur eine leichte Vibration im Boden gemerkt, die sich wie Vibrationen von lauter, bassiger Musik aus dem Nebenzimmer angefühlt haben. Nur ohne Musik. Erst als ich von Liane gehört habe, dass sie und ihr halber Japanischkurs ebenfalls diese Vibrationen gespürt haben, sind wir auf ein eventuelles Erdbeben gekommen. Aber mein erstes Erdbeben habe ich mir anders vorgestellt. Aber es soll nun keiner von mir denken, dass ich mir ein zweites Kanto-Erdbeeben wie es im Jahr 1923 wünsche! Ich würde nur mal gerne erfahren, wie es sich anfühlt, wenn die Erde wackelt.


Soweit von mir.


Nebenbei: Ich glaub, ich lass mir die Haare mal noch n Monat wachsen. Da ich hier den doppelten Preis für einen Schnitt bezahlen muss, kann ich auch mal die doppelte Zeit warten.

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