Freitag, 25. September 2009

Rushhour in Tokyo – Japan hautnah

Nun…

Wie kann man das Phänomen der Rushhour am besten beschreiben? Für alle, die es noch nicht kennen, habe ich ein kleines Video bei Youtube gefunden.




Als Anmerkung sei hier gesagt, dass in keinen meiner Fälle bisher so arg gedrückt werden musste… Gottseidank.

Also…

Das tokyoter Bahnsystem wird an bestimmten Tageszeiten (morgens um ca. 08:00 Uhr; abends um ca. 17:00 Uhr) zum Schauplatz einer spektakulären Ansammlung von Pendlern, welche alle mit der Bahn in die Stadt fahren wollen bzw. wieder nach Hause wollen. So geschieht es, dass eine große Anzahl an Menschen in die begrenzt großen Züge muss. Daher drängt man sich – quasi als japanische Sardine – in die Sardinenbüchsen auf Rädern.

Man steht nun am Gleis und sieht den Zug kommen. Zuerst fragt man sich, wie man in die Bahn hinein kommt, obwohl sich schon so viele Leute darin befinden, und eine Schlange vor jedem Eingang des Wagons mindestens fünf Meter lang und drei Menschen breit ist. Nun hält der Zug an, und einige (!) Leute steigen aus. Dann bewegt sich eine der Dreierreihen (es stehen also die Warteschlangen in einer Warteschlange), und quetscht sich in den Wagon hinein. Für die Einsteigenden gilt das Prinzip: Drüüüücken. Für diejenigen im Zug heißt es jede kleinste Lücke ausfüllen und queeeeetschen. So fühlen sich also Hühner in Käfighaltung. Im Ernstfall kann man nun nicht einmal mehr seine Hände hoch- bzw. herunternehmen. Ich stand mit einem Japaner Rücken an Rücken (zumindest hab ich seine Schulter unter meinen Schulterblättern gespürt) und konnte mich in keine Himmelsrichtung mehr bewegen. In solchen Situation kann es oftmals für Frauen passieren, dass sie von anderen Mitfahrern unsittlich berührt werden. Man sieht ja nicht, wo die Hände sind, und kann sich oftmals auch nicht umdrehen. Daher gibt es für solche Zeiten spezielle Wagons nur für Frauen, welche aber auch schnell voll sind.

Eingepfercht auf engsten Raum ruckelt nun der Zug los. Im Inneren herrscht betretenes Schweigen, und einzig das Knarzen der belasteten Halteriemen ist zu hören. Da viele der Fahrgäste sich aufgrund von Bewegungslosigkeit nicht festhalten können merkt man bei jeder Beschleunigung, Bremsung und Kurve (besonders bei den Ruckartigen), dass die gesamte „Masse Mensch“ im Wagon herumschwappt. Kleinere Bewegungen kann man noch mit den Fußmuskeln abfangen, aber bei den Größeren überträgt sich die Energie wie ein Dominoeffekt auf den Nachbar.

Steht man in der Mitte des Wagons im Gang zwischen zwei Ausgängen, so sind die wechselnden Fahgäste an den Haltestellen kein Problem. Steht man jedoch an der Tür, so steigt man kurzfristig aus und dann vor den anderen wieder ein. Seinen Aussteigewunsch kommuniziert man den anderen am besten durch subtiles Drüüüücken und einem gesäuseltem "sumimasen".

Falls sich jemand fragt, warum dann nun keiner das Auto nimmt: Die Straßen sollen zu diesen Zeiten auch dicht sein. Und mit der Bahn kommt man wenigstens voran...

Soweit meine Erfahrungen mit der Rushhour in Tokyo.

1 Kommentar:

  1. Ich geb mir die rushhour am donnerstag dann auch *_*;;
    ich hoffe ich überlebe und erde nicht zwerquetcht und kome irgendwie aus den bahnen raus und wieder rein ^^

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